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GTA IV – Frust, Enttäuschung und Gleichgültigkeit

Anfangs war ich noch völlig aus dem Häuschen, habe in Bochum die PEGI Version vorbestellt und konnte es kaum abwarten endlich wieder Grand Theft Auto zu spielen.

Nach 12 Spielstunden in 3 Tagen schien aber irgendwie die Luft raus zu sein. Vor allem ist GTA IV ist visuell extrem anstrengend. Nach einem Tag vor dem Bildschirm bei der Arbeit kann ich mich abends nicht hinsetzen und ruckelige Grafik mit flimmernden Echtzeitschatten oder die extrem kontrastarmen Nachtfahrten länger als 2 Stunden ertragen, ohne das meine Augen anfangen zu brennen.

Doch nicht allein dieser Umstand führt dazu dass das Spiel seit etwa einer halben Woche von mir nicht mehr ernsthaft angerührt wurde. Das Missionsdesign ist gegenüber dem Beginn des Spiels stark abgefallen. Zuletzt sollte ich mich bei einer Anwaltskanzlei einschleichen, dort den Manager töten und mit geheimen Dokumenten abhauen. Soweit so gut. Um jedoch ins Gebäude hineinzugelangen, muss ich mich als Bewerber tarnen. Das ganze läuft folgendermaßen ab:

  • Gehe ins Internetcafe.
  • Klick dich durch die Website der Kanzlei und bewirb dich
  • Verlasse das Internetcafe und warte
  • Irgendwann gibt es eine SMS der Kanzlei mit einem Termin um 12h am nächsten Tag
  • Bis dahin heisst es wieder warten
  • Als endlich der Marker auf der Karte erscheint mache ich mich –ausnahmsweise mal nicht im Taxi sondern selbst fahrend — auf den Weg
  • Am Ziel angekommen gefällt dem Spiel mein Outfit nicht: Keine Krawatte
  • Glücklicherweise ist direkt gegenüber ein Herrenausstatter bei dem ich mir eben für 1200 einen Anzug nebst Schuhen kaufen kann
  • Zurück zur Kanzlei: Immernoch kein Einlass. Nach einigem Rätseln deute ich die Nachricht des Spiels so, dass wohl meine Sonnenbrille dem Anlass unangemessen ist.
  • Ausziehen kann man die nur zu Hause, also ein Taxi gerufen, nach Haus gefahren, Sonnenbrille abgenommen
  • Mittlerweile ist der Termin für das Interview verstrichen, meine Auftraggeber nervt mich per Telefonanruf
  • Kurz darauf eine SMS mit einem neuen Termin
  • Wieder steige ich in ein Taxi (selbst fahren ist mir zu stressig und dauert zu lange) und ab zur Kanzlei.
  • Dort quälend langsam hinter der Sekretärin hergetrottet bis ich endlich im Büro meines Ziels ankomme.

Ähnliche Spielchen — warten, von A nach B rennen, telefonieren — sind bei fast jeder Mission an der Tagesordnung. Die Car Physics machen das Autofahren interessanter, leider aber auch sehr viel schwerer als in den bisherigen Teilen. Nicht selten befördert ein Bordstein das eigene Gefährt im dreifach gedrehten Salto auf die Gegenfahrbahn. Das wäre ja noch zu akzeptieren wenn für die Polizeiwagen, die einen hin und wieder verfolgen, denselben Gesetzen folgen würden. Stattdessen kommt an Stelle von Spannung bei Fluchtversuchen vor allem Frust auf.

Vorsicht, dies soll noch kein Review darstellen, ich musste nur gerade meiner Enttäuschung irgendwie Luft machen. Ich hatte eigentlich nie vor so über das Spiel herzuziehen. Ich will es sogar gut finden, Vice City und San Andreas habe ich geliebt, aber hier scheint mir Rockstar sich irgendwie verhoben zu haben. Liberty City ist so vollgestopft mit unglaublich vielen Details, dass es einfach irgendwann zuviel wird, anstrengend sich zurechtzufinden.

GTA IV fühlt sich mehr nach Arbeit an als mein richtiger Job, leider gibt mir für’s Zocken niemand Geld. Ich habe das Spiel noch nicht aufgegeben, aber im Moment fallen mir eine Menge Dinge ein die meine Zeit und Aufmerksamheit wesentlich besser verdient haben.