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Ludologie

Schimpft sich die Wissenschaft die sich mit Spielen in jeglicher Hinsicht befasst, seit jüngerer Zeit auch/vor allem Video-/Computerspielen. [Wikipedia]

Es ist mir schon öfter sauer aufgestoßen, dass sich in Deutschland niemand für Spiele (in meinem Fall natürlich speziell Videospiele) interessiert. Will man etwas interessantes zu dem Thema lesen, muss man sich mit englischsprachigen Blogs, e-Zines und Foren auseinandersetzen. Für mich hat es den Anschein das sich in der Richtung in Deutschland langsam was tut, aber damit kann ich natürlich falsch liegen, vielleicht gab es schon früher Bemühungen die ich nur nicht wahrgenommen habe. Eine Suche nach Blogs die sich mit Videospielen beschäftigen führte mich neulich allerdings noch ins Leere. So bleibt mir im Moment nur die Spielkultur Mailingliste.

In dieser wird eine sehr sehr trockene Diskussion über Videospiele, vor allem von Medienwissenschaftlern und Industry-Insidern geführt, die eine Hälfte der Beiträge dreht sich um irgendwelche Diplomarbeiten oder Dissertationen (über Themen wie “israelische Spielentwickler”), die andere um Meetings und Fachkongresse von Industrie und Forschung. Ein neues Listenmitglied (auch Medienwissenschaftler) hat heute auf einen Artikel in seinem Weblog verwiesen, der eine gute Übersicht über deutsche Online-Ressourcen zum Thema bietet. Aber auch hier findet sich nur “Ludologie”, “akademisches”, “Archive” und “wissenschaftliches”. Auf insertcredit führen wir gerade eine Diskussion zum Thema, in der es darum geht was eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Videospielen überhaupt leisten kann und ob sie überhaupt sinnvoll ist.

Die deutsche Debatte wird, wie es aussieht, nirgendwohin führen wenn es so weitergeht wie bisher. Diskussionsthemen sind staatliche Spieleförderung, gesellschaftliche und soziale Aspekte von Videospielen und die alte Frage wie die deutsche Spieleindustrie endlich auf die Beine kommt. Inhaltliche Fragen zu Spielen werden sehr selten angesprochen und äußerst leidenschaftslos diskutiert.

Und hier liegt auch der Hund begraben: die deutsche Ernsthaftigkeit und Detailversessenheit und der Zwang zum formal korrekten, wird es niemals zulassen, das Spiele hier innovativ besprochen, geschweige denn entwickelt werden. Kein Wunder, dass deutsche Spiele keine Exportschlager sind. Was für Autos und Maschinen Tugenden sind, ist in diesem Fall eher schädlich.

Ein Problem ist auch, dass es hierzulande keine Anlaufstelle für anspruchsvolle Gamer gibt, die sich gerade nicht akademische Fachsprache um die Ohren hauen, sondern sich einfach auf erwachsenem Niveau mit Gleichgesinnten unterhalten wollen, frei von formalen Zwängen.

Ich hoffe, dass bei der stattfindenden Diskussion vielleicht irgendwo was abfällt und genau so eine Anlaufstelle produziert.