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M³: DoDonPachi

DoDonPachi

DoDonPachi bedeutet auf deutsch angeblich sowas wie “wütende Chef-Hornisse”. Was Hornissen mit diesem Spiel zu tun haben könnten, entschließt sich mir, hauptsächlich geht es in DoDonPachi um Massen von Kriegsgerät aller Art, wie üblich bei Top-Down-Shootern.

DoDonPachi Relative Ruhe in Level 2

DoDonPachi erklärt zu Spielbeginn gar nichts, sondern schleudert den Spieler sofort ins kalte Wasser. Ledigich 1 von 3 Fluggeräten und seine bevorzugte Waffenart (Projektile oder Laser) darf er noch auswählen, und dann wird man von einem bildschirmgroßen Trägerschiff ins Geschehen gestürzt. Was man dort tun soll? Man weiß es nicht, aber die sofort auftauchenden Gegner lassen einem auch keine Gelegenheit, diesem Gedanken auch nur ansatzweise nachzugehen. Sie schießen auf mich, ich schieße zurück heißt die Devise, wer braucht da schon einen Hintergrund? Feindliche Boden- und Lufteinheiten gibt es en masse, ihr Munitionsvorrat ist unbegrenzt und sie machen davon extremen Gebrauch. Auf optische Tarnung oder Strategie legen sie keinen Wert, für DoDonPachi gilt in extremstem Maße “Viel hilft viel”, und Atlus/Cave nutzen dabei die gesamte Farbpalette voll aus, wer auf tarnende Braun- und Olivtöne steht, sollte besser die Augen schließen und sich blind zur nächsten Battlefield2-Lanparty durchtasten. Pinkfarbene Projektile über dunkelrotem Boden und grünen Gegnern brennen einem permanente Nachbilder in die Netzhaut ein.

DoDonPachi übliche Gegnerdichte in DoDonPachi

Eine Runde DoDonPachi ist der Alptraum jedes Menschen, der versucht, Probleme strategisch oder geplant anzugehen. Die Spielgeschwindigkeit ist ziemlich hoch, und 80% des Bildschirms sind immer mit Gegnern und herumfliegenden Projektilen gefüllt, so dass nur permantes Ausweichen und Dauerfeuer irgendwie zum Erfolg führen kann. Durch die Menge an Bewegung über einem auch noch sehr detaillierten Hintergrund befindet sich DoDonPachi permanent an der Grenze der optischen Aufnahmefähigkeit eines durchschnittlichen Menschen, alle Bewegungen aller feindlichen Objekte zu erfassen und in eine strategische Überlegung einbeziehen ist völlig unmöglich. Zum Glück wirken sich nur zentrale Treffer auf das eigene Fluggerät tödlich aus, ansonsten wäre das Spiel wahrscheinlich völlig unspielbar. Eine minimale Ruhepause kann man auch durch die Verwendung der Bomben erreichen, die netterweise auch alle noch in der Luft befindlichen Projektile vernichtet.

DoDonPachi Viel hilft viel, sehr viel hilft mehr gegen Levelbosse

DoDonPachi ist eindeutig für den japanischen Markt entwickelt worden, nur dort lassen sich größere Anzahlen von Spielen wirklich auf die Anforderungen ein, die DoDonPachi stellt. Vor allem in den höheren Leveln braucht ein durchschnittlicher Spieler (dazu rechne ich mich dazu) zwischenzeitlich ca. alle 10-15 Sekunden einen neuen Credit. Um das Spiel ganz durchzuschaffen, habe ich ungefähr 30 Credits gebraucht, wobei ich dazusagen muss, das schon der Griff zur Screenshot-Taste mich fast jedesmal ein Leben gekostet hat, so extrem sind die Anforderungen dieses Spiels an den Mensch vor dem Bildschirm. Dennoch fand ich es nicht sonderlich frustrierend, entweder hat mich die Spieleindustrie in der Hinsicht schon zu sehr erzogen, oder es liegt daran, dass DoDonPachi einem nichtmal die Zeit gönnt, frustriert zu sein. Sonderlich lang ist das Spiel auch nicht, nach 20 Minuten und 7 Leveln war ich durch, mit Nachbildern auf der Netzhaut und geschwitztem, verkrampftem Joystick-Arm und Feuerknopfzittern im Finger, und ein langhaariger Mensch in Uniform auf dem Bildschirm sagt mir, ich hätte toll gekämpft und mir die Ruhe verdient: “Leave the rest to us and the main fleet, and take a rest well deserved.” Danke, genau das habe ich jetzt vor.